50 Jahre "Lederhosen"-Filme

SteveJ

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Mit "Liebesgrüße aus der Lederhos'n" brach Anfang der 70er ein neues Filmgenre über Deutschland herein.
Mit nackter Haut und fragwürdigem Witz lockten Lederhosen-Sexfilmchen Millionen ins Kino.

"Das sind die Liebesgrüße aus der Lederhos'n. Da weiß man, was bei uns steht."

Mit diesem Titelsong brachen 1973 die "Liebesgrüße aus der Lederhos'n" über Deutschland herein und begründeten einen heute skurril wirkenden Trend im deutschen Kino: den Lederhosenfilm mit viel nackter Haut, prallen Dirndl-Dekolletés und flachem Humor. :p
Der Film entstand 1972 in der Umgebung von Pfronten und wurde am 15. März 1973 uraufgeführt.

Laut "Spiegel Online" war der Film von Regisseur und "Softporno-König" Franz Marischka damals der bestbesuchte deutsche Film des Jahres. :oops:
Zwar gab es auch vorher schon Film(s)experimente auf der Alm mit Streifen wie "Alpenröschen im Dirndlhöschen" oder "Pudelnackt in Oberbayern", der ganz große Boom aber begann mit den "Liebesgrüßen".

Ein Jahr später kam "Auf der Alm da gibt's koa Sünd" in die Kinos. 1,2 Millionen Zuschauer sahen sich die Sex-Klamotte an.
"Es war zur richtigen Zeit am richtigen Ort das richtige Genre", sagt David Spiehs, der Geschäftsführer der Produktionsfirma Lisa Film.
Sein Vater Karl hat den Film und andere Klassiker des Genres produziert.
"Ich bin mit diesen Filmen aufgewachsen", sagt Spiehs (Jahrgang 1974), der als Geschäftsführer von Lisa Film in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist.
"Heimatfilme haben in Deutschland ja schon immer gut funktioniert." ;)

"Die Idee war, die sexuelle Revolution der späten 60er auch kommerziell auszuschlachten und für das Kleinbürgertum aufzubereiten"
, sagt der Soziologe Sven Lewandowski, der ein Buch über "Die Pornographie der Gesellschaft" geschrieben hat.
Während in den USA bereits die ersten Hardcore-Pornos wie der Klassiker "Deep Throat" (1972) auf den Markt kamen, habe man in Deutschland noch behutsamer vorgehen müssen...

"Man wollte die Angst vor Sex auf der Leinwand nehmen, indem man ihn mit einer Pseudo-Witzigkeit paart, wie sie in der Zeit zum Beispiel auch in Bud-Spencer-Filmen vorkam."
Um die Erotik der Lederhose ging es seiner Einschätzung nach dabei nicht.
Schließlich feierten auch Filme wie die der berüchtigten "Schulmädchen-Report"-Reihe damals große Erfolge.
"Das Rezept lautete: nackte Haut und Sex plus X."

Zahlreiche Produzenten sprangen auf den "Sexexpress aus Oberbayern" (Filmtitel von 1977) auf.
Gemeinsam haben die Filme, dass zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Lederhose runtergelassen und das Dirndlröckchen gehoben wird.
Anarchisch könnte man das wohlwollend nennen - oder auch sinnbefreit. Das Frauenbild: eine Katastrophe, das Männerbild: auch.

Zitat aus dem Heyne-Filmlexikon: "Bayerische Buam bumsen brünstige Blondinen. Ein wirklich intellektuelles Vergnügen."

Die "Liebesgrüße aus der Lederhos'n" brachten es auf insgesamt sieben Filme.
Den letzten mit dem Untertitel "Kokosnüsse und Bananen" gab es im Jahr 1990. Da war der Höhepunkt längst vorbei...
Zwar erlebten die Sexfilmchen im Nachtprogramm der Privatsender ein kurzes Revival, die große Ära des Erotik-Unsinns in den Bergen aber war vorüber.

Jasper P. Morgan vermutet in seinem bildgewaltigen Buch "Die sündige Alm - Die deutsche Sex-Komödie" auch späte Prüderie hinter dem Erlöschen des Alpenglühens.
Als Beispiel nennt er den Film "Alpenröschen im Dirndlhöschen", der bei Erscheinen 1971 trotz (laut Drehbuch) minderjähriger Hauptdarstellerin, Sex mit dem Stiefvater und Sex-Geständnissen im Beichtstuhl nicht beanstandet wurde, 1985 als Videofassung aber auf dem Index landete.
"Offenbar war also das Moralempfinden der Deutschen in den frühen Siebziegern wesentlich lockerer als zehn Jahre später", erklärt der Autor.

Soziologe Lewandowski sieht das anders: "Das Home-Video brachte den Zugang zu Hardcore-Pornografie außerhalb von Porno-Kinos im Bahnhofsviertel."
Heute gebe es einfach keine Klientel mehr für die Sex-Filmchen. "Sie sind nicht ironisch genug und nicht pornografisch genug."

Für viele Schauspieler aber war die sündige Alm die erste Stufe auf der Karriereleiter.
Peter Steiner zum Beispiel, später mit seinem "Theaterstadl" berühmt, spielte zumindest gefühlt in jedem zweiten dieser Filme mit.
Elisabeth Volkmann, "Klimbim"-Ulknudel und später deutsche Synchronstimme von Marge Simpson, spielte die Hedda in "Alpenglühn im Dirndlrock".

Auch Liedermacher Konstantin Wecker gab sich die Ehre in einem Klassiker des Genres:
1974 spielte er - wie übrigens auch Annemarie Wendl, die "Else Kling" aus der "Lindenstraße" - in dem Film "Unterm Dirndl wird gejodelt" mit.
Reden möchte er heute nicht mehr gerne über diese Rolle.
Aber er tut das einzige, was bei diesem Auswuchs des deutschen Films Sinn macht: Er nimmt es mit Humor.

Quellen: Stern, Wikipedia
 

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Ich gebe zu: ich habe auch so einen Film ......zufällig.....mal gesehen. Irgendwie schade, dass es solche Filme nicht mehr gibt. Stellt euch mal vor: gedreht in der heutigen Zeit, auf Hochglanz poliert mit ansehnlichen Darstellerinnen (y)
 
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