Peter Scholl-Latour gestorben

Chamser81

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Peter Scholl-Latour ist heute mit 90 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben!

Im Alter von 90 Jahren: Journalist Scholl-Latour gestorben | tagesschau.de

Mich berühren die Todesfälle von Persönlichkeiten ja eher selten aber dieser geht mir heute so richtig an die Nieren. Seit Jugendjahren interessiere ich mich stark für Themen wie Außen- und Verteidigungspolitik, Religionen (vor allem Islam), Kriege und Konflikte und daher war Scholl-Latour für mich immer ein beständiger "Begleiter"! Ich habe all seine Bücher regelrecht aufgesaugt und nahezu jeden Auftritt im TV angeschaut.

Ja er ist 90 Jahre alt geworden und er selbst hatte laut eigener Aussage sein Leben ordentlich leben können und auch keine Angst vor dem Tod sondern nur vor dem potenziell elenden Sterbeprozess.
Und doch habe ich mich vor diesem Tag gefürchtet weil der Welt und ganz besonders Deutschland ein Qualitätsjournalist verloren geht!

Ja er war auch umstritten weil er zukünftige Ereignisse oft fast schon schwarzmalerisch vorhergesagt hatte und damit auch zum Großteil Recht hatte. Egal ob z.B. der Vietnam-Krieg, der nicht zu gewinnende Kampf des Westens gegen den Terror, der unvermeidliche Untergang des christlichen Abendlandes und der Aufstieg des Islams usw., er hatte immer Positionen vertreten die dem Mainstream aus Medien, Politik und deren "Experten" entgegen standen und deswegen war er bei einigen Politikern und Medienvertretern sehr unbeliebt, um es diplomatisch auszudrücken.
Teils kam Scholl-Latour auch rechthaberisch rüber und seine offen zur Schau getragene Abscheu gegenüber realitätsfremden Politikern brachten ihn auch viel Kritik ein.

Aber wie bereits geschrieben, lag er mit vielen Vorhersagen genau richtig und es wäre besser gewesen wenn Politiker mehr auf solche echten Experten hören würden denn dann wäre uns einiges erspart geblieben.

Hier noch in meinen Augen ein richtig guter Nachruf!

Peter Scholl-Latour

Nur eine kurzer Auszug der mir aus dem Herzen spricht: "Scholl-Latour unterschied sich vorteilhaft von jenen Kollegen, die ihr fest gefügtes Weltbild nicht durch eigene Recherche vor Ort durcheinanderbringen lassen, dafür aber von Fehlprognose zu Fehlprognose taumeln. Im privaten Gespräch beklagte er häufig die betrübliche Provinzialisierung, die sich durch Globalisierung und Internet in der Medienwelt etabliert hatte."
und
"Seine größten Kritiker verstummten aber meist, wenn er rückblickend fast immer Recht behielt. Für den heute weit verbreiteten Gesinnungsjournalismus hatte er nur Verachtung übrig, ebenso für den von vielen prominenten Zeitgenossen praktizierten Exhibitionismus."



Hier ein paar legendäre Zitate

Peter Scholl-Latour: seine besten Zitate


Er war einer der "Promis" den ich wirklich mal kennenlernen und stundenlang unterhalten wollte. Es mag für einige vielleicht lächerlich sein aber mir tut es so wahnsinnig weh, das diese Legende nicht mehr unter uns weilt.


RIP Peter Scholl Latour (9. März 1924 in Bochum; † 16. August 2014 in Rhöndorf)
 

MetalFan

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Er war wahrhaftig über Jahrzehnte einer der bedeutendsten deutschen Journalisten!

Bis zum Schluss hatte er sicher einen wachen Geist in einem schwachen/schwächer werdenden Körper.
Seit Jahren war er ja leider nur noch schwer zu verstehen und viel neues hatte er auch nicht mehr zu erzählen.

Mit 90 Jahren kann man abtreten, ich hoffe für ihn und seine Angehörigen das er nicht leiden musste.
 

Chamser81

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Seit Jahren war er ja leider nur noch schwer zu verstehen und viel neues hatte er auch nicht mehr zu erzählen.

Ja es war in den letzten Jahren teils richtig schwer, ihn überhaupt noch zu verstehen. Und im Endeffekt gab es ja auch nichts Neues mehr zu erzählen denn all die Probleme aktuell in der Welt wurden schon vor vielen Jahren von ihm vorausgesagt, sei es der Ukraine-Russland Konflikt oder die Ausbreitung des vor allem sunnitisch geprägten Islamismus.
 

Erlkönig

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Aber ob wir jetzt unbedingt Atomwaffen gebraucht hätten ...
Auf mich wirkte er immer ein bischen altbacken.

Ich finds nicht schlecht wenn man mal alternative Sichtweisen aufzeigt aber er und andere scheinen so ein bischen die Rebellenrolle gegen die
" Mainstream"presse genossen zu haben.
Warum geht denn das christliche Abendland unter ? Weil viele eben nicht mehr ( ich eingeschlossen ) in die Kirche gehen. Und die hält bestimmt auch nicht viel von solchen Foren wie diesem hier.

Ein stolzes Alter hat er ja erreicht.

RiP und RiP Lauren Bacall
 

Chamser81

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Aber ob wir jetzt unbedingt Atomwaffen gebraucht hätten ...

Das ist natürlich alles Ansichtssache. Aber warum streben denn immer wieder Länder nach Atomwaffen? Weil man damit unantastbar wird!
Den Haushalt würde es auch nicht extra belasten denn man könnte die Bundeswehr extrem verkleinern und ähnlich wie die Schweiz eine reine Verteidigungsarmee (klein aber fein) bilden.

Auf mich wirkte er immer ein bischen altbacken.

Ist ja klar denn er war ja auch ein alter Mann. ;)
Aber es muss ja nicht alles falsch sein, was alte Menschen sagen!

Ich finds nicht schlecht wenn man mal alternative Sichtweisen aufzeigt aber er und andere scheinen so ein bischen die Rebellenrolle gegen die
" Mainstream"presse genossen zu haben.

In einer Zeit in der alle Medien nahezu das Gleiche schreiben, sind Stimmen von außerhalb mehr als nötig. Ich verfolge die Presse sehr aufmerksam. Gerade beim Beispiel Ukraine-Konflikt zu sehen wo von der TAZ bis zur WELT nahezu alle den gleichen Standpunkt vertreten.

Warum geht denn das christliche Abendland unter ? Weil viele eben nicht mehr ( ich eingeschlossen ) in die Kirche gehen.

Das hat doch mit dem Kirchenbesuch nichts zu tun. Ich selbst bin Atheist!
Es geht darum das der Westen immer mehr aus purer Feigheit seine Werte und Identität aufgibt um Toleranz zu zeigen. Gerade aber diese Toleranz entwickelt sich aber immer mehr zur Einbahnstraße wie aktuelle Fälle aus z.B. Herford zeigen. Solche Fälle werden immer mehr werden, da braucht man kein Schwarzmaler sein. Selbst die Grünen wachen bei dieser Problematik langsam aber sicher auf und das sind die Experten von "unter den Tisch kehren"!
Man muss sich nur etwas mit dieser Problematik beschäftigen um zu erkennen, das dies nicht gut ausgehen kann, gerade auch im Punkt Demografie!
 

Sachse

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Erst mal muss ich sagen, Chamser81, irgendwie müssen wir verwandt sein, nicht nur geographisch, verdammt, dein Statement spiegelt fast 100% meine Einstellung wieder und ist klasse geschrieben. Les auf vielen News-Sites die Kommentare, aber so einen sachlichen Kommentar hab ich da schon lange nicht mehr gelesen, leider. :thumbup:

Warum geht denn das christliche Abendland unter ? Weil viele eben nicht mehr ( ich eingeschlossen ) in die Kirche gehen. Und die hält bestimmt auch nicht viel von solchen Foren wie diesem hier.[/url]

Denk von solchen Foren halten auch die Islamisten nicht gerade viel, aber darum geht es in der ganzen Sache eher untergeordnet. Scholl-Latour hat durch seine Erfahrungen vor Ort viel von der Mentalität der Bewohner aufgesaugt und sich darüber einen Meinung gebildet und oft, teilweise schonungslos, uns vor die Augen gehalten. Kann mich gut dran erinnern, als er nach dem 9/11 davor gewarnt hat, den Krieg gegen den Terror so zu führen und musste sich dort, zumindest am Anfang, viel Kritik gefallen lassen. Leider muss man sagen, das damit Recht hatte. Wir sind 13 Jahre danach und es hat sich nichts verbessert, sondern eher verschlimmert.

Der Untergang des sog. Abendlandes sehe ich eher in unserer "Schwäche", den Fakten ins Auge zu sehen. Wir sind alle in einem demokraktischen Staat aufgewachsen, auch wenn ich in keinem geboren wurde und sehen die Demokratie als etwas Selbstverständliches an. In den Ländern des Mittleren und Nahen Ostens ist dies jedoch nicht so, diese kennen unser Werteprinzip nicht und fühlen sich daher oft überrumpelt, wenn der "Westen" mit seinen Methoden versucht, etwas zu verändern und quasi nur Demokratie wünscht, die westlich ausgelegt sind. Hab die Tage mich mal aus Interesse mal genauer mit dem saudische Königshaus beschäftigt und der verstorbene König Fahd ibn Abd al-Aziz sagte laut Aussage seines Biographen mal folgendes:

Fahds Staatsziel die „demokratische Öffnung“ seines Landes war. Doch eine Demokratisierung des Landes kam für Fahd nicht in Betracht, denn „die Menschen dieser Region in der Welt sind für das demokratische Verständnis der westlichen Staaten der Welt ungeeignet“.

Besser kann ich es auch nicht formulieren und wenn man aktuell die Ereignisse im Irak verfolgt, dann kann einen Angst und Bange werden.

Afghanistan wird nach Abzug der internationalen Truppen wieder radikal-islamistisch werden, weil das Ziel der Operation dort nur zu 50 % erreicht wurde, Bin Laden ist tot, aber Mullah Omar aka die Taliban lebt immer noch und wird wieder die Kontrolle übernehmen und damit waren alle Opfer, egal ob zivil oder militätisch, vollkommen umsonst. Und das ist für mich das Schlimmste, weil ich auch überlegt habe, damals bei der Bundeswehr nach Afghanistan zu gehen, eben weil dort auch unsere Demokratie verteidigt wird, wie es der mittlerweile verstorbene Verteidigungsminister Struck formulierte.

Der radikale Islamismus ist auf dem Vormarsch und wir sind machtlos, ihn zu stoppen. Im Irak wird der Bürgerkrieg eskalieren und damit ist er fast in der Türkei angekommen, die ja auch immer stärker islamistisch werden und damit ist er in Europa angekommen. Was machen wir, wenn es in der Türkei losgehen wird, mit den Anschlägen? Auch wieder nur beschwichtigen oder Linie zeigen? Das wird die Zeit zeigen. Ich bin da leider auch recht negativ eingestellt.

Es ist wirklich makaber, das dies genau 100 Jahre nach der Großen Katastrophe von statten geht. Darum ist der heutige Tag ein einschneidendes Ereignis, eine mahnende Stimme ist von uns gegangen.

RIP Peter Scholl Latour
 

Chamser81

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@ Sachse

Sehr gut geschriebener Beitrag!

Der Untergang des sog. Abendlandes sehe ich eher in unserer "Schwäche", den Fakten ins Auge zu sehen. Wir sind alle in einem demokraktischen Staat aufgewachsen, auch wenn ich in keinem geboren wurde und sehen die Demokratie als etwas Selbstverständliches an.

Wer den Islamismus immer noch nicht ernst nimmt bzw. beschwichtigt, dem ist nicht mehr zu helfen. Scholl-Latour hat schon vor dem Islamismus gewarnt, da kannte diesen Begriff noch kaum jemand in Deutschland!
Um es zu betonen, es geht um den radikalen Islamismus und nicht um den Islam als Religion. Deren gemäßigte Vertreter sind genauso gefährdet wenn auch mir die klare Abgrenzung und Verurteilung von deren Vertretern in Deutschland immer noch fehlt!
Ich denke unsere Schwäche ist es vor allem auch, das wir denken, das alle so denken und fühlen wie wir. Das ist aber nicht der Fall!

Afghanistan wird nach Abzug der internationalen Truppen wieder radikal-islamistisch werden, weil das Ziel der Operation dort nur zu 50 % erreicht wurde, Bin Laden ist tot, aber Mullah Omar aka die Taliban lebt immer noch und wird wieder die Kontrolle übernehmen und damit waren alle Opfer, egal ob zivil oder militätisch, vollkommen umsonst. Und das ist für mich das Schlimmste, weil ich auch überlegt habe, damals bei der Bundeswehr nach Afghanistan zu gehen, eben weil dort auch unsere Demokratie verteidigt wird, wie es der mittlerweile verstorbene Verteidigungsminister Struck formulierte.

Nun ich war in Afghanistan und habe die Sinnlosigkeit von diesem Einsatz selbst erlebt. Jeder Blutstropfen und jeder Euro wurde dort unter verschwendet und die BW (aber auch die anderen westlichen Armeen) verschanzen sich schon seit langer Zeit und warten das Ende des Einsatzes ab! Hinzu kommt das die Russen schon immer Recht hatten wenn sie vor den Afghanen gewarnt haben!

Der radikale Islamismus ist auf dem Vormarsch und wir sind machtlos, ihn zu stoppen. Im Irak wird der Bürgerkrieg eskalieren und damit ist er fast in der Türkei angekommen, die ja auch immer stärker islamistisch werden und damit ist er in Europa angekommen. Was machen wir, wenn es in der Türkei losgehen wird, mit den Anschlägen? Auch wieder nur beschwichtigen oder Linie zeigen? Das wird die Zeit zeigen. Ich bin da leider auch recht negativ eingestellt.

Es gibt leider kein Patentrezept. Ich bin aber der Meinung das man entweder etwas richtig macht oder es komplett sein lässt. Ich plädiere auf alle Fälle dafür das der Westen die Kurden im Kampf gegen diese perversen Steinzeitislamisten von der IS unterstützt denn deren barbarisches Treiben kann man nicht tatenlos zusehen. Ansonsten sind die irgendwann auch mal in Europa und dann wird es richtig schwer diese aufzuhalten. Deren Sympathisanten kommen ja auch in Deutschland immer mehr aus der Deckung. Aber leider traut sich der Staat da nicht knallhart durch zu greifen! Falsch verstandene Toleranz ist jedenfalls ganz sicher keine Lösung!
 

chris85

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Erstmal zum Tod von Hr. Scholl-Latour mein Beileid und der Wunsch das man ihn so schnell nicht vergisst. Wir hatten wohl nicht immer die gleiche Meinung aber in vielem hatte er recht und war so mutig dies auch gegen Wiederstände zu sagen. Zum Islamismus und seinen Folgen auch in Deutschland siehe die Ausbreitung des Salafismus der übrigens aus Saudi-Arabien exportiert wird, kann ich auch nur sagen das wir uns dem überall entgegenstellen müssen. Die verfolgen eine Strategie das sollte auch dem letzen Grünen, Linken und sonstigem Gutmenschen klar sein. Die Strategie heißt Unterdrückung von Andersgläubigen und Andersdenkenden. Wir müssen mit harten Mitteln gegen diese Banditen vorgehen, zur Not Ausweisen und deutschen Salafisten die Staatsbürgerschaft entziehen und einem jetzt nicht genannten ausländischen Geheimdienst überstellen. Die Kurden im Irak brauchen unsere Hilfe sie kämpfen auch in unserem Interesse gegen IS und dieser Kampf ist eine erste Machtprobe fallen die Staaten im nahen und mittleren Osten an die Islamisten wird die Welt lange keine Ruhe und keinen Frieden mehr haben.
 

Max100

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Wieder ein großer Geist von uns gegangen
Ruhe er in Frieden. Seine kritische Meinung wird sehr fehlen.
 
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