Eine neue Comic-Biografie zeichnet den Aufstieg von Motörhead nach

SteveJ

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Geht’s um Motörhead, wird geschrieben, gestritten, geschrien.
Viele Debatten kreiseln um die Frage, wie es möglich sein konnte, dass diese Band derart viele andere wie Metallica, Anthrax, die Foo Fighters oder Guns n’ Roses beeinflusst hat – und selbst Menschen begeistert, die sonst wenig mit der härteren Gangart der Musik am Hut haben.
Man kann all das aber abkürzen und auf ein Wort bringen, ausgesprochen im Dunst von Lemmy Kilmisters Zigarette: “Aufrichtigkeit.“ :)

So beginnen Mark Irwin und David Calcano ihre Graphic Novel “Motörhead“, die den Aufstieg der “lautesten Band der Welt“ erzählt und sich – dies sei hier gleich notiert – wohltuend abhebt von den Merchandising-Produkten anderer Musiker, die den Comic-Markt fluten.

Mit der ersten Aussage (“Aufrichtigkeit. Das ist das Einzige, was du mit in dein Grab nimmst.“) formuliert dieses Buch eine These, mit der die Autoren Werdegang und Erfolg von Motörhead erklären:
“Aufrichtigkeit“ bezieht sich auf alle Fragen der Musik, aber freilich auch auf das körperlich in vielerlei Hinsicht fordernde Leben von Gründer und Frontmann Kilmister.

Der wurde an Heiligabend 1945 in Stoke-on-Trent in England geboren und starb heute vor acht Jahren in Los Angeles.
Ian Fraser Kilmister, wie er eigentlich hieß, wuchs bei Mutter und Großmutter auf, bekam in der Schule den Spitznamen “Lemmy“ verpasst und begeisterte sich für den Rock’n’Roll der Fünfziger und die damals aufkommende Beatmusik. :D

Die Graphic Novel, die von Juan Riera, Alberto Belandria und Jorge Mansilla gezeichnet wurde, nimmt sich angenehm viel Zeit, um die Lehr- und Wanderjahre des Briten zu beleuchten.
Leicht lassen sich die mit Sex, Drugs & Rock’n’Roll abtun.
Doch das Duo Irwin/Calcano vergisst darüber nicht zu zeigen, dass hier einer künstlerisch auf der Suche ist: ob nun als Bühnenarbeiter von Jimi Hendrix oder in diversen Bands.
Der Durchbruch kam Anfang der Siebziger mit Kilmisters Einstieg bei Hawkwind, wo sich der Gitarrist erstmals mehr oder weniger freiwillig einen Bass umhängte, den er fortan wie eine Rhythmus-Gitarre spielte. 🎸
Alle Regler am Instrument auf Anschlag, am Verstärker die Höhen und Tiefen leise, die mittleren Töne jedoch umso lauter, ein Plektrum zwischen den Fingern:
So kreierte er seinen Sound. :clap_1)

Parallel haben die Zeichner einen eigenen Zugriff auf die grafische Umsetzung gefunden.
“Motörhead“ ist in (vielen Variationen von) Blau, Schwarz und Weiß illustriert.
Das betont die Nacht, in der Rockkonzerte für gewöhnlich stattfinden; Kunstlicht dominiert die Szenerie.
Das Trio ordnet durch Panels das wilde Rockerleben geschickt – oder beschleunigt den Erzählfluss durch ungewöhnliche Schnitte der Einzelbilder.
Die Figurengestaltung überzeugt, ohne dass sie zu sehr in Stilisierung oder Karikatur abrutscht; die Übersetzung ist entspannt authentisch, nie anbiedernd.



Lemmy Kilmister gab seiner neuen Gruppe schließlich den Namen des letzten Songs, den er für Hawkwind geschrieben hatte – bevor er dort wegen seines massiven Drogenkonsums rausgeflogen war.
Doch für die Presse war Motörhead lange ein rotes Tuch.
Auch davon berichtet dieses Buch, das die Band genau dann verlässt, als der Erfolg da ist und das bis heute legendäre Live-Album “No Sleep ’til Hammersmith“ im Jahr 1981 den ersten Platz der britischen Charts 23 Wochen lang behauptet. :rock)

Aufrichtigkeit zahlt sich irgendwann aus. Eh klar. ;)
 
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