Was 2022 bewegt hat – und was davon 2023 bleibt

SteveJ

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2022 war das Jahr von Affenpocken und Zeitenwende, höchst umstrittenen Klimaprotesten, mutigen Demos im Iran, Queen-Tod und Sisi-Hype.
Das Jahr brachte die Twitter-Aufregung um Elon Musk, den krassen Prozess um Johnny Depp und Amber Heard, die Will-Smith-Ohrfeige bei den Oscars sowie das Ende der Telefonzelle und das Aus von studiVZ.
Was das Lebensgefühl im Jahr 2022 sonst noch so beherrscht hat – und was uns davon 2023 wohl weiter beschäftigen wird von A bis Z:
  • A wie Anglerhut:
    Über den Anglerhut eines als "Hutbürger" bekannt gewordenen Pegida-Demonstranten in Dresden ("Sie haben mich ins Gesicht gefilmt") wurde 2018 noch gelacht.
    Inzwischen sind Fischerhüte, auch Bucket Hat (Eimer-Hut) genannt, sehr trendy. Eurovision-Song-Contest-Sieger Oleh Psjuk aus der Ukraine trägt auch einen. Modevorhersage: Bleiben auch 2023 noch ein bisschen angesagt.

  • B wie Bush, Kate:
    Die Netflix-Serie "Stranger Things" benutzt das Lied "Running Up That Hill" und bringt den Song von Kate Bush nach 37 Jahren an die Spitze der britischen Charts.
    Das Lied von 1985 wird weltweit Kult. Der Trend, dass alte Songs zu Hits werden dank Serien, Filmen oder Benutzung in Social Media, wird auch 2023 bleiben.

  • C wie die Computerspielfigur "Huggy Wuggy":
    Das Horror-Plüschmonster mit einem lachenden Maul voller großer, spitzer Zähne stammt aus dem Videospiel "Poppy Playtime" und ist bei Kindern gruselig beliebt.
    Viele Lehrer und Eltern sind entsetzt. Die Debatte könnte andauern.

  • D wie Duschen:
    Energiespar-Badetipps von Grünen wie Winfried Kretschmann ("Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung") oder Robert Habeck (kürzer duschen!) nerven manche.
    FDP-Mann Wolfgang Kubicki (FDP) duscht nach eigenen Worten "überwiegend kalt", lässt Habeck via "Bild" aber auch wissen:
    "Ich dusche so lange, bis ich fertig bin." ;)

  • E wie eFoil:
    Vom Ufer sieht es oft so aus, als würden die Leute übers Wasser fliegen.
    Elektro Hydrofoils (eFoils) sind Hydrofoil-, also Unterwasserflügel-Surfbretter mit Elektroantrieb.
    Mit gewissem Können und ab einer bestimmten Geschwindigkeit steigen sie bis zu 80 Zentimeter aus dem Wasser.
    Ist nach dem Stand-up-Paddling irgendwie das nächste große Wasserding. Prognose: Hebt 2023 weiter ab.

  • F wie Fußballmüdigkeit:
    Selten ist der Profi-Fußball mit der FIFA und ihrer Wüsten-WM in Katar so umstritten wie 2022. Der Schaden könnte noch lange bleiben.

  • G wie Gender pronouns:
    In sozialen Medien oder auch E-Mail-Signaturen ist es Trend, Personalpronomen anzugeben. Die Bewegung stammt aus den USA.
    Gender bezeichnet das soziale Geschlecht – im Unterschied zum biologischen Geschlecht.
    Wenn etwa Influencerinnen hinter ihren Namen in Klammern "she/her" angeben (oder "sie/ihr" und Ähnliches), zeigen sie Solidarität mit Transgender- und non-binären Menschen, die sich nicht für Pronomen wie "they/them" groß erklären sollen müssen.
    Prognose: dürfte als Zeichen des Respekts angesagt bleiben.

  • H wie Hafermilch:
    Kuhmilch wird aus diversen Gründen bei vielen unbeliebter. Pflanzenmilch zum Beispiel aus Soja oder Mandeln ist angesagt.
    Als Endgegner empfinden viele Feinde dieser Entwicklung vor allem die Hafermilch (das sei "Brühe aus Körnern und Wasser").
    Fazit: Kulturkampf, der vielen viel Spaß macht und 2023 weitergeht.

  • I wie Inflation:
    Hohe Energiepreise, Geldängste und Debatten wie etwa um Zehn-Euro-Döner bestimmen viele Gespräche.
    Die Frage aller Fragen lautet wohl auch 2023: Gehört Inflation zu den 2020er-Jahren einfach dazu?

  • J wie Jugendwort "smash":
    Jung tun geht immer mit dem Jugendwort, zu dem 2022 "smash" gekürt wird, das für ein Objekt der Begierde oder auch ein Stelldichein stehen kann.
    Als Verb "smashen" bedeutet es so viel wie "jemanden abschleppen" oder auch "mit jemandem Sex haben".

  • K wie Kulturelle Aneignung:
    Unter kultureller Aneignung wird die Übernahme von Ausdrucksformen aus einer anderen Kultur, meist der einer Minderheit, verstanden.
    Und rasch stehen sich bei so was Kontrahenten unversöhnlich gegenüber, beschimpfen einander als Rassisten. :oops:
    Das passiert mit Dreadlocks, im Sommer mit "Winnetou" – und wird wohl auch 2023 wieder passieren.

  • L wie Layla:
    Heiß diskutiert, öfter (vergeblich) auf Volksfesten und im Fernsehen verboten, aber auch viel gespielt, dominiert der auch zum offiziellen "Hit des Jahres" gekürte Partyschlager "Layla" von "DJ Robin und Schürze" die Mallorca-Szene, viele Partys und bringt auch den ZDF-Fernsehgarten in Schwung.
    Selten war die Aufregung um ein Lied so groß wie bei diesem am Ballermann groß gewordenen Sommerhit.
    Mallorca-Schlager werden wohl auch 2023 massentauglich sein.

  • M wie Modesünden sind en vogue:
    Jogginghose auf der Straße zu tragen, ist ebenso wie Shorts im Sommer für Millionen Menschen kein Tabu mehr.
    Birkenstocks und Schlappen (Slides) sind ebenso okay. Corona hat das Fashion- und Gemütlichkeitsverständnis ziemlich umgekrempelt.
    Gleichzeitig inszenieren sich manche in sozialen Medien als besonders chic angezogen und abgehoben – unter dem Hashtag #oldmoney.
    Und 2023? Abwarten, Mode ist sehr schnelllebig...

  • N wie Neun-Euro-Ticket:
    Flatrate-Reisen mit der Bahn ist im Sommer drei Monate lang ein großes Vergnügen (oder auch nicht – Bahnbeschimpfen ist bekanntlich ein populäres Hobby in Deutschland).
    2023 soll die nicht mehr ganz so billige und simple Fortsetzung kommen mit dem 49-Euro-Ticket.

  • O wie oben ohne:
    "Oben-ohne-Baden für alle" in Schwimmbädern war im Sommer ein Riesenthema, aber dann doch nur ein kleines Phänomen.
    Nur wenige Frauen ließen das Bikini-Oberteil tatsächlich daheim.
    Fazit: Nackte Tatsachen gehen in der Theorie immer, in der Praxis – na ja.

  • P wie Perlenkette und Herrenhandtasche:
    Von den Elevator Boys bis Harry Styles und Teens und Twens auf den Straßen: Geschlechterrollen verschwimmen.
    Viele Jungs tragen nun eine murse (von male purse), also Herrenhandtasche. Und auch Perlenketten glitzern an männlichen Hälsen.
    Why not? Kommt 2023 auch in hinteren Winkeln der Republik an.

  • Q wie Quiet Quitting auch working your wage genannt (dem Lohn entsprechend arbeiten):
    Es geht vor allem jüngeren Leuten darum, nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen und sich von der Idee zu verabschieden, im Job ständig alle Anforderungen ÜBERzuerfüllen.

  • R wie Religion:
    Jahrhunderten geschieht 2022 ein Kulturumbruch auf deutschem Boden: Nur noch eine Minderheit der Bevölkerung ist kirchlich gebunden.
    Vor drei Jahrzehnten waren noch etwa drei Viertel der Deutschen in einer der großen Kirchen Mitglied. Nun sind es unter 50 Prozent. Tendenz stark fallend.
    Fazit: Kirchen adieu, doch an etwas zu glauben, scheint nach wie vor angesagt.

  • S wie Sommergetränk:
    Der Aperitif "Wildberry Lillet" erobert die Charts mit dem gleichnamigen Lied der Sängerin Nina Chuba und ist wohl das Trendgetränk 2022.
    Dürfte auch 2023 cool bleiben.

  • T wie Trauung auf Sylt:
    Die pompöse Promihochzeit von Journalistin Franca Lehfeldt und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) – beide ohne Konfession – in einer evangelischen Kirche in Keitum auf Sylt sorgt für einigen Wirbel.
    Apropos Sylt: Nicht nur Reiche sind im Sommer dort, in Westerland gönnen sich auch Punks die Nordsee-Insel. Jahr für Jahr.

  • U wie Ukraine:
    Viele waren zu naiv, um einen Angriffskrieg wie den von Russland und Wladimir Putin gegen die Ukraine für möglich zu halten.
    Der 24. Februar geht als Schreckensdatum in die Geschichte ein. "Wir sind in einer anderen Welt aufgewacht", sagt die grüne Außenministerin Annalena Baerbock.
    Widerstandsikone wird Wolodymyr Selenskyj, sein olivgrünes T-Shirt zum Symbol des Widerstands. Nach eigenen Angaben hat er um die 20 davon im Schrank. Die bittere Prognose: Er wird sie auch 2023 brauchen.

  • V wie Voyage:
    ABBA geben in London unter diesem Titel wieder Konzerte als Avatare bzw. ABBAtare.
    Fans und Technik-Freaks sind begeistert und buchen Tickets auch 2023 in der eigens in London errichteten Konzerthalle.

  • W wie Wordle:
    Das Spiel von Software-Entwickler Josh Wardle kommt schon im Oktober 2021 als Web-Anwendung auf, erobert Anfang 2022 das Netz im Sturm.
    Viele Varianten, auch deutsche Versionen, gibt es. Der Hype ist schon wieder ein bisschen vorbei. Was kommt 2023?

  • X wie Xatar:
    Zu den aufsehenerregenden Filmen des Jahres gehört "Rheingold" von Fatih Akin über Rap-Star Xatar – Hauptdarsteller ist Emilio Sakraya, den es auch 2023 zu beobachten gilt.

  • Y wie Yuzu:
    Asiatische und vor allem japanische Küche mit Trendfood wie Sushi, Ramen und Katsu bleibt angesagt.
    In vielen Supermärkten taucht 2022 die sogenannte japanische Zitrone auf. Die Yuzu-Frucht gilt als Mischung aus Zitrone und Mandarine.

  • Z wie Zukunft pink:
    Nach 14 Jahren meldet sich Seeed-Sänger Peter Fox aus Berlin mit neuem Soloprojekt zurück.
    In düsterer Zeit wird es ein positiver Hit: "Alle malen schwarz/Ich seh’ die Zukunft pink/Alles wird gut mein Kind."
    Oder: "Power to the people/Frauen rulen die Welt." Sowie: "Schwarz, weiß, straight, gay/Liebe für alle – und für mich selbst".

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Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, bleibt vor allem gesund und dann weiter in alter Frische im Jahr 2023! 🥳

 
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