Rock’n’Roll-Legende Jerry Lee Lewis mit 87 Jahren verstorben

SteveJ

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Die Geschichte, die 1958 zunächst abrupt die Karriere von Jerry Lee Lewis beendete und bis heute zu den großen Mythen des Rock gehört, stimmt natürlich gar nicht.
Lewis hatte gar nicht seine 14-jährige Cousine geheiratet. Seine dritte Frau Myra war bei der Eheschließung 13 und die Tochter seines Cousins.
In Schwierigkeiten kam Lewis u.a. auch, als sich herausstellte, dass er es irgendwie versäumt hatte, sich von seinen beiden vorherigen Gattinen scheiden zu lassen... :redface)
Schon damals ein Skandal, heute wohl undenkbar.

Schon aus dieser Anekdote wird ersichtlich: Jerry Lee Lewis war keiner wie andere.
Der wilde Südstaatler war eine Naturgewalt, auf der Bühne – und abseits davon.
Er war ein Superstar, der alles verspielt hat, weil er keinen Funken Disziplin in sich trug.
Allerdings: ein disziplinierter Musiker, der alles richtig machen will, der hätte beispielsweise nie "Great Balls of Fire" hingelegt, diesen exzentrischen Klassiker des Rock, der mit Klavier, Schlagzeug und Gesang auskam.
Mehr brauchte Lewis nicht, um ein Inferno zu entfesseln...


Als 21-jähriges Wunderkind war der Junge aus einfachsten Verhältnissen 1956 in das berühmte Sun-Studio in Memphis, Tennessee, gestolpert und hatte mit seinem rasanten Pianospiel den abgebrühten Produzenten Sam Philips begeistert.
Was Lewis da vorführte, machte sonst keiner. :oops:
Jedenfalls kein Bleichgesicht, er war in gewisser Hinsicht die weiße, ungehobelte Ausgabe von Little Richard. Und er war sozusagen sein eigenes Orchester.
Mit der linken Hand sorgte er für den Rhythmus, mit der rechten führte er die Melodie und sang mit einer Inbrunst, als ginge es um sein Seelenheil.

"Whole lotta Shakin’ goin’ on" war ein landesweiter Hit, Lewis Teil des "Million Dollar Quartetts" mit Carl Perkins, Johnny Cash und Elvis Presley.


Perkins gab Lewis übrigens den Tipp, den Klavierhocker wegzulassen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Lewis nutzte das intensiv, um auf dem Instrument herumzuturnen, wie es noch nie jemand getan hatte.
Als er einmal vor Chuck Berry auftreten musste, was eine sehr undankbare Aufgabe war, zündete er das Klavier an, um Berry die Show zu stehlen.
Dem Vernehmen nach landete die rollende Brandbombe um ein Haar im Publikum.

Lewis war also purer Rock’n’Roll und ein unberechenbarer Irrer.
Selbst Johnny Cash, ein Schrank von Mann und seinerzeit selbst ein ziemlicher Rabauke, ging Lewis weiträumig aus dem Weg.
Jahre später klingelte Lewis sturzbetrunken und bewaffnet bei Elvis, der sich klugerweise dafür entschied, nicht zuhause zu sein.
Eine gute Idee, später stellte sich heraus, dass Lewis nicht zum Bluffen neigte, als er seinen eigenen Bassisten anschoss. Angeblich ein Versehen.

Lewis war ein "Hellraiser", wie das im Englischen so schön heißt, und er hatte nie so recht die Absicht, daran viel zu ändern.
Er wollte ein bildungsferner Rüpel bleiben, was ein wenig bedauernswert war, weil er einer der begabtesten Rocker seiner Generation war.

Am 5. April 1964 spielte er im Hamburger Star Club, Große Freiheit 39. Da, wo zwei Jahre zuvor noch die Beatles gespielt hatten.
In dem legendären Musikschuppen auf St. Pauli feiert er ein triumphales Comeback.
Der große, wilde Mann des Rock’n Roll, der "Killer", wie ihn seine Fans nennen.

Der Killer zieht im Bierdunst und Zigarettenqualm des Star Clubs alle Register seines Könnens, eine gewaltige Rock’n Roll Eruption, die mitgeschnitten wird, auf LP erscheint und zum größten, wildesten Live-Album aller Zeiten gekrönt wird. (y)

Der "Rolling Stone" meint: "Live at The Star Club, Hamburg, ist nicht einfach ein Album, sondern ein Tatort:
Jerry Lee Lewis hat seine Rivalen abgeschlachtet in einem Set mit 13 Songs, der sich wie ein einziges, endloses Beben anfühlt."


Begleitet wurde der Sänger und Pianist von einer britischen Band, mit der er nie zuvor auf einer Bühne gestanden hatte, den Nashville Teens. "Live at The Star Club ist nicht Country, Boogie, Bop oder Blues, sondern eine Rock’n Roll Machtprobe - ohne Überlebende!
Außer einem: Dem Killer!"


Später warf er sich mit Hingabe in die Countrymusik, tingelte unverdrossen über die Lande – sechs Ehen mussten refinanziert werden.
Die tragischen Unfalltode zweier Kinder trugen nicht dazu bei, seinen Hang zur lustvollen Selbstzerstörung zu mindern.
Ein Wunder an sich, dass Lewis überhaupt so alt geworden ist, dieser maßlose Wüterich.
Die Aussicht, für sein Treiben auf Erden mit dem Aufenthalt in der Hölle bestraft zu werden, nahm Lewis stoisch. "Dann spiele ich eben dort Klavier."
Jerry Lee Lewis, Musiker, Sagengestalt, Anti-Star und Stehaufmännchen ist nun mit 87 gestorben.
Möge er dem Teufel einheizen. :devilish:

Quellen: Ippen-Digital, Wikipedia, tagesschau24
 

SissyMFan

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Ruhe in Frieden 🕯️
 

Nastyghost

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War mich für die klare Nr. 1 in seinem Genre.
 

Brian

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Wieder eine Legende weniger,möge er in Frieden ruhn....
 
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