Neues Logo für die Tierhaltung beschlossen

SteveJ

V:I:P
Registriert
21 Apr. 2010
Themen
695
Beiträge
2.610
Reaktionen
6.397
Nach jahrelangem Gezerre hat der Bundestag am Freitag eine staatliche Kennzeichnung beschlossen, an der man beim Fleischkauf die Bedingungen in der Tierhaltung erkennen kann.
Noch in diesem Jahr will Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) die Pflichtanzeige in die Kühltheken bringen, die zunächst mit frischem Schweinefleisch starten soll.
Besiegelt hat das Parlament auch Erleichterungen für Bauern, wenn sie Ställe für bessere Haltungsformen umbauen wollen.

Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann sprach mit Blick auf die Kennzeichnung von einem überfälligen Schritt.
"Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, was sie essen“, sagte sie. Die dafür notwendige Transparenz werde nun geschaffen.
Obwohl es seit fast 20 Jahren mit der Eierkennzeichnung ein erfolgreiches Vorbild gebe, seien die Vorgängerregierungen hierbei nicht vorangekommen.
"Damals wurde im Supermarkt für alle erkennbar, wie Hühner gehalten werden.“
Der Anteil unverarbeiteter Eier aus Käfighaltung sei damit stark reduziert worden...

Die Kennzeichnung
Geplant ist ein System mit fünf Kategorien, wenn Ferkel nach der Aufzucht in die Mast kommen.
  • "Stall": gesetzlichee Mindestanforderungen
  • "Stall+Platz“ gibt unter anderem 12,5 Prozent mehr Platz vor
  • "Frischluftstall“: zusätzlich Kontakt zu Außenklima etwa mit offenen Stallseiten
  • "Auslauf/Weide“: den Tieren muss jederzeit Auslauffläche außerhalb des Stalls zur Verfügung stehen
  • "Bio": Platz, Auslauf und Futter entsprechen der EU-Ökoverordnung
Das Logo
Aussehen soll die Kennzeichnung sachlich-nüchtern: ein weißes, leicht abgerundetes Rechteck, in dem in schwarzer Umrahmung "Tierhaltung" steht.
Die Haltungsform anzeigen soll dann ein schwarz ausgefülltes kleineres Rechteck – bei fünf kleinen Rechtecken für die fünf Kategorien.
Bei gemischten Produkten wie Hackfleisch oder großen Packungen mit Fleisch aus verschiedenen Haltungsformen können auch Prozentangaben in den kleinen Rechtecken stehen: also zum Beispiel "70% Stall" und "30% Stall+Platz".
Dominiert eine Haltungsform mit mindestens 80 Prozent, kann nur sie auf dem Aufdruck markiert werden.

Der Platzhirsch
In den Kühltheken trifft das künftige staatliche Logo auf eine etablierte Konkurrenz.
Bereits seit 2019 gibt es eine weit verbreitete eigene Kennzeichnung der Supermarktketten mit dem Aufdruck "Haltungsform".
Sie hat auf den Etiketten die Zahlen 1 bis 4 für vier verschiedene Stufen und dazu die Farben Rot, Hellblau, Orange und Grün.
Viele Kunden kennen das System inzwischen, das noch länger parallel bestehen bleiben dürfte – zumal es außer Fleisch von Schweinen auch schon Produkte von Geflügel und Rindern umfasst.

Die Finanzierung

Das Logo soll durch die Möglichkeit zum gezielten Kauf den Wandel zu höheren Haltungsformen unterstützen.
Auf Kosten und Aufwand dafür sollen die Bauern aber nicht allein sitzen bleiben. Die Ampel-Koalition reservierte als Startfinanzierung zunächst eine Milliarde Euro.
Die reicht aber nur für die ersten Jahre und für Schweine. Eine ganz grundsätzliche verlässliche Finanzlösung auch für andere Tierarten wird vorerst weiter gesucht.
Im Gespräch ist nach Experten-Empfehlungen eine "Tierwohlabgabe" auf tierische Produkte.
Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch.

Die Perspektiven
Özdemir rechtfertigte die schrittweise Einführung, um das Logo nach früheren geplatzten Anläufen überhaupt wahr zu machen – es soll aber zügig weitergehen.
Noch in diesem Jahr soll nach dem Willen der Koalitionäre eine Ausweitung auf verarbeitete Ware wie Wurst und die Gastronomie in Angriff genommen werden – ebenso auf Zuchteber, Sauen und Ferkel.
Danach sollen in dieser Wahlperiode bis 2025 auch andere Tierarten folgen. Im Blick steht außerdem eine ausgedehntere Kennzeichnung nach dem Herkunftsland.

Die Ställe
Neben der Kennzeichnung sollen weitere Elemente für einen Wandel der Tierhaltung zu höheren Standards kommen.
Der Bundestag beschloss daher auch Erleichterungen im Baurecht für Ställe.
Im Kern sollen sie möglich werden, wenn Anlagen für die drei oberen Haltungsformen "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio" umgestaltet werden.
Um jedem Tier mehr Platz zu bieten, sollen Bauern größer bauen können, solange die Höchstzahl der Tiere gleich bleibt.
 

Punisher

Super V:I:P
Registriert
5 Aug. 2008
Themen
6.487
Beiträge
367.126
Reaktionen
138.554
Mir fehlt eine Kennzeichnung, wo das Tier herkommt, bzw. wieviele tausend Kilometer das Tier vor der Schlachtung transportiert wurde.

Wieder mal ein neues Siegel, das so sinnlos ist wie ein Doppelbett für den Papst.

Außerdem bedeutet Bio nicht, dass diese Form der Haltung besser ist als die anderen.
 

didi33

Super V:I:P
Registriert
10 Sep. 2012
Themen
4.938
Beiträge
14.431
Reaktionen
45.976
Es ist ja schön wenn es den Tieren im Stall wohl ergeht, sie dann aber bei Tönnies landen.
 

comatron

V:I:P
Registriert
18 Mai 2011
Themen
146
Beiträge
5.763
Reaktionen
3.059
Angeblich sollen weitere staatliche Label in Vorbereitung sein, aus denen man erkennen kann, wie Vater und Mutter des Tieres gehalten wurden, welchen IQ das Schwein hatte, welcher Partei der Züchter angehört, mit welcher Art Strom die Wurstmaschine betrieben wurde und wieviel Leute traurig über den Tod des Tieres waren.
Und ganz wichtig und noch geheim : ab 2025 werden nur noch Packungen ab 10 Kg aufwärts verkauft, damit die ganzen Label auch Platz haben. :frown)
 

Spritdealer

V:I:P
Registriert
30 Sep. 2010
Themen
1
Beiträge
2.373
Reaktionen
1.658
Es ist ein Anfang. Allerdings sollte es auch für Importe gelten, denn im Ausland sieht man das weniger streng mit der Haltung und den Transporten
 
Oben