Heute vor 70 Jahren wurde der Mount Everest zum ersten Mal bestiegen

SteveJ

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Er ist ein Magnet für Bergsteiger. Doch schon viele haben ihr Leben gelassen beim Versuch, den höchsten Berg der Welt zu erreichen.
Heute vor 70 Jahren standen zum ersten Mal Menschen auf dem Gipfel auf 8.848 Metern Höhe.

Der nepalesisch-indische Bergsteiger Tenzing Norgay und der Neuseeländer Edmund Hillary haben damals Geschichte geschrieben – an jenem 29. Mai 1953, am späten Vormittag um 11.30 Uhr.
Die beiden Bergsteiger erreichten das Dach der Welt, das vielen bis dahin als unbezwingbar gegolten hatte.

Die Bergsteiger trugen Wollpullover, schwere Hosen und Jacken, und auch die Kommunikation war höchst einfach:
Die Nachricht eines britischen Zeitungsreporters wurde von einem Läufer aus dem Basislager ins Tal hinunter nach Namche Basar überbracht.
Sie lautete: "Schneebedingungen schlecht, seit Expedition vorgeschobenes Basislager am 29. verließ. Warten auf Besserung. Alle gesund."

Die Meldung war kodiert und konnte nur von der Redaktion der Londoner "Times" richtig gedeutet werden:
  • "Vorgeschobenes Basislager verlassen" - das war der Code für Edmund Hillary.
  • "Warten auf Besserung" stand für Tenzing Norgay.
  • Die Meldung insgesamt bedeutete: "Gipfelerfolg für Edmund Hillary und Tenzing Norgay am 29. Mai." ;)
Die Sensation war perfekt, die britische Everest-Expedition erfolgreich. Der höchste Gipfel der Erde war bestiegen. :clap_1)
Dabei waren Hillary und Tenzing nicht die erste Wahl als Gipfelteam. Zwei Expeditionskollegen hatten es vor ihnen probiert, kehrten aber um.

Auch Hillary und sein Sherpa Tenzing zögerten auf 8.600 Metern Höhe, weil die Schneeverhältnisse sehr unsicher waren. Sie gingen aber weiter.
Hillary überkletterte die zwölf Meter hohe Steilstufe und schlug mit seinem Eispickel viele Stufen auf dem Weg zum Gipfel.
Dann kam eine Kuppe und er sah: Es ging nur noch hinab nach allen Seiten. Der Scheitelpunkt der Erde war erreicht.

Hillary streckte Tenzing die Hand zur Gratulation entgegen, aber Tenzing umarmte seinen Seilpartner spontan und klopfte ihm auf den Rücken, bis sie außer Atem gerieten.
Hillary machte drei Gipfelfotos von Tenzing, wie er seinen Eispickel schwenkte. Vom Neuseeländer gibt es aber kein Bild.
Er verriet später den Grund dafür: "Es wäre der unpassendste Ort der Erde gewesen, meinem Sherpa das Fotografieren beizubringen." ;)

Einen anderen Meilenstein setzten Reinhold Messner und Peter Habeler, die am 8. Mai 1978, also 25 Jahre später, als erste den Gipfel ohne künstlichen Sauerstoff bezwangen. (y)
Der Berg hat bis heute nichts an Faszination verloren. Doch für viele bleibt er ein Traum...

In den drei Jahrzehnten nach Norgays und Hillarys Erfolg bestiegen nach Angaben des Expeditions-Archivs Himalayan Database nur 158 Bergsteiger den Everest, darunter 30 einheimische Bergführer und Gepäckträger.
Mit der Kommerzialisierung der Bergtouren nahm diese Zahl explosionsartig zu.
Inzwischen gab es laut der Datenbank mehr als 11.000 erfolgreiche Besteigungen, darunter mehr als 5.700 von einheimischen Bergführern und Gepäckträgern.
Darunter sind auch Menschen, die mehrfach die Gipfel erreicht haben.

Für den Bergführer Kami Rita sind die heutigen Touren nicht mit den damaligen zu vergleichen.
"Du kannst direkt mit dem Hubschrauber beim Basislager landen und dort fast jedes Gericht bestellen, das du auch in einem Fünf-Sterne-Hotel in der Hauptstadt Kathmandu kriegst", sagt er.
"Wenn du Geld hast, kannst du auch sonst fast alles im Basislager erhalten – angenehme Unterkunft, Internetverbindung und medizinische Versorgung."

Heute gibt es täglich dutzende Flüge von Kathmandu zum Ort Lukla in der Everest-Region – und von dort wiederum Helikopter-Flüge direkt zum Basislager, das in mehr als 5.000 Metern Höhe Ausgangspunkt ist.
Es gibt zudem viele Hotels und Teehäuser, in denen man sich an die dünne Luft in der Höhe gewöhnen kann.
So dauere nun eine Expedition nur noch halb so lang wie damals, also etwa 45 Tage.

Mit der Kommerzialisierung des Extremsports ist es einfacher geworden, den Mount Everest zu besteigen – aber auch teurer.
Vor allem für reiche Menschen, die es sich leisten können, für diesen Traum tausende Euros zu bezahlen, ist der Berg zugänglicher geworden.

In den vergangenen Jahren führte die Nachfrage sogar immer wieder zu Staus in der sogenannten Todeszone in der Nähe des Gipfels.
Der Berg auf der Grenze zwischen Nepal und China kann von beiden Ländern aus bestiegen werden.
Allein in diesem Jahr stellte das nepalesische Tourismusministerium schon 478 Bergsteigern eine Genehmigung aus.

Khim Lal Gautam, ein Ministeriumsmitarbeiter, sagt:
"Das Bergsteigen wurde zugänglicher für die Massen, da Anbieter von Expeditionen sicherere und besser geplante Expeditionen veranstalten können."
Die Zahl der Bergsteiger dürfte seiner Ansicht nach weiter zunehmen.

Doch: Immer wieder gibt es tödliche Unfälle. Laut Himalayan Database starben seit 1953 insgesamt 299 Bergsteiger, darunter 113 einheimische Bergführer und Gepäckträger auf dem Berg.
Bereits zuvor dürften etliche Menschen gestorben sein. So verschwand etwa der britische Bergsteiger George Mallory im Jahr 1924.
Seine Leiche wurde erst im Jahr 1999 gefunden.

Doch von solchen Nachrichten lassen sich viele nicht abschrecken.
Von Bergführern und den Anbietern heißt es, dass ausländische Bergsteiger sich für den Everest wegen seines Namens interessierten.
Auch des Ruhmes wegen zieht er Touristen an.
Nicht wenige sind angetrieben, einen Rekord aufzustellen – zum Beispiel die erste Person des jeweiligen Landes, Geschlechts oder der Ethnie zu sein.

Das zunehmende Interesse hat die Kosten in die Höhe getrieben.
Für eine Besteigung bezahlt ein ausländischer Bergsteiger mindestens 40.000 Euro, wie US-Bergsteiger und Blogger Alan Arnette vorrechnet.
Darin enthalten ist die Gebühr für eine Genehmigung vom nepalesischen Tourismusministerium, die in der Hauptsaison im Frühjahr 11.000 Dollar kostet, also rund 10.000 Euro.
Eine entsprechende Genehmigung in China ist noch teurer.
Dazu kommen Ausrüstung, Sauerstoffflaschen, Inlandsflüge, Unterkunft, Essen und ein lokales Helferteam, das die Route entlangführt, das Gepäck trägt und kocht.

Professionelle Anbieter haben mittlerweile VIP-Dienste im Katalog. Das kann dann bis zu 100.000 Euro kosten. :oops:
Darin enthalten seien etwa private Köche, Deluxe-Unterkunft, ein Helikopter im Stand-by, ein großes Helfer-Team, das bis zu 200 Kilo Gepäck schleppt und ein Fotograf.
Angesichts der Nachfrage gebe es manchmal gar einen Mangel an einheimischen Bergführern und Gepäckträgern, sagt Kami Rita.

Besonders die jüngere Generation in den Bergen sei weniger daran interessiert, ihr Leben an dem Gipfel aufs Spiel zu setzen.
Ein einheimischer Bergführer könne dafür aber nun pro Saison mindestens 500.000 Rupien (3.500 Euro) verdienen, wie mehrere Bergführer vom Volk der Sherpas schätzen – mehr als doppelt so viel, wie ein durchschnittlicher Nepalese im Jahr verdient.
Die vielen ausländischen Bergsteiger haben dem armen Nepal Geld eingebracht.

Quellen: Ippen-Digital, BR24, Deutschlandfunk Kultur
 
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