100 Jahre Muttertag in Deutschland

SteveJ

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Ein handgeschriebener Brief, ein gemeinsamer Gottesdienst-Besuch und eine weiße Nelke:
So sollten Kinder nach Vorstellung der US-Amerikanerin Anna Jarvis (1864–1948), Initiatorin des Muttertags, ihre Mütter ehren.
Die dicht gefüllten Blütenblätter der Nelke erinnerten sie an die innige Liebe einer Mutter. ❤️
In Deutschland wird der Muttertag seit 100 Jahren begangen, immer am zweiten Sonntag im Mai.
In diesem Jahr ist es der 14. Mai.

Mit einem ersten offiziellen Muttertagsgottesdienst in Grafton (West Virginia) wollte Anna Jarvis am 10. Mai 1908 an ihre Mutter Ann Reeves Jarvis erinnern.
Diese hatte bereits 1865 einen "Mütterfreundschaftstag" ins Leben gerufen: Dabei ging es ihr um Austausch, Vernetzung und Bewusstseinsbildung von Müttern.
Seit 1914 ist der Muttertag offiziell in den USA ein Feiertag.

Zur Bekanntheit trugen dann vor allem die Werbekampagnen der Blumenhändler bei.
Auch in Deutschland sorgten sie dafür, dass der Muttertag seit 1923 auch hierzulande begangen wird.
Rund 150 Millionen Euro Umsatz brachte der Muttertag im Jahr 2022 der Branche ein. :oops:

Jarvis wehrte sich nachdrücklich gegen die zunehmende Kommerzialisierung. Sie kritisierte etwa vorformulierte Muttertagskarten.
"Wie faul muss man sein, dass man es nicht einmal an einem Tag im Jahr schafft, der eigenen Mutter zu sagen, was man denkt." 🙈
Auch Präsente wie Pralinen lehnte sie spöttisch ab.
"Du bringst deiner Mutter eine Schachtel und dann isst du das meiste selbst."
Später forderte sie sogar vergeblich die Abschaffung des Ehrentags. Der weltweite Muttertags-Boom war zu stark.

In Deutschland machten die Nationalsozialisten 1934 den Muttertag zum Feiertag, weil er zum NS-Ideal der arischen, kinderreichen Mutter passte:
Kinder gebären als Bestimmung der Frauen. Diese Mütter-Ideologie haftete dem Muttertag zunächst an.
In der neu gegründeten Bundesrepublik erhielt der Gedenktag 1949 den Status eines nicht offiziellen Feiertages.
In der DDR beging man statt des Muttertags den Internationalen Frauentag am 8. März.

Ganz unumstritten ist der Tag aber nicht.
Der Muttertag "feiere" die Aufopferung der einzelnen Mutter, kritisiert etwa die Elternschaftsforscherin Désirée Waterstradt von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.
"Ganz selbstverständlich" werde von Müttern unbezahlte Leistung in der Familie verlangt, wodurch Kinder für Frauen zum größten Armutsrisiko würden. 😔
Sie spricht sich dafür aus, den Muttertag wieder zu einem "Mütterfreundschaftstag" zu machen – so wie Ann Reeves Jarvis es schon 1865 ersann.
Der Blick zurück zeige, dass Frauen ihre Kinder nie alleine erzogen hätten, erläutert Waterstradt.
Ein "Elterntag" würde moderne Erziehung als gemeinsame Aufgabe der ganzen Familie besser würdigen.

Ich persönlich finde, dass es keinen einzelnen Tag braucht, um die Mutter (oder den Vater) zu feiern.
Man sollte seine Eltern jeden Tag wertschätzen! 👍

Quellen: Ippen-Media, Stern, Spiegel
 
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